Dienstag, 24. März 2009

Die Ästhetik des Schreibens

Ich. fühle. mich. fabelhaft.

Nicht, weil meine absurde Selbstfindungsaktion endlich Früchte trägt - obwohl sie voran schreitet - oder die abklingenden Depressionen wie durch ein Wunder ein Ende gefunden haben.
Aber mit "Die Krone der Evolution", zu finden im letzten Eintrag, ist endlich etwas passiert, das längst überfällig war - ich kann wieder schreiben. Die geistige Blockade ist endlich weg, es kommen wieder Ideen, Geistesblitze, die Sätze formulieren sich wie von selbst. Wie früher.
Und es sind nicht nur die Ideen, die wieder kommen.
Es macht mir wieder Spaß, zu schreiben. Während dem Verlauf der Depression verwandelte sich das vom Hobby immer mehr zur Arbeit - und ich bin nun mal ein faules Schwein. Irgendwann habe ich nur noch geschrieben, um die Stimmen zum Schweigen zu bringen, die endlich wieder etwas zum Lesen von mir haben wollten.
Aber auch das ist jetzt anders. Ich habe endlich wieder Spaß an der Aktivität an sich. Das Beschreiben, das Formulieren, das Ausschmücken, die stilistischen Mittel, alles kommt wieder zurück.
Ich bin wieder da.
Und ich habe nicht vor, das so schnell wieder zu ändern.

Mittwoch, 18. März 2009

Die Krone der Evolution

So.
Das hat lange gedauert.
Ich wollte das zwar an einem einzelnen Wochenende durchziehen, aber zum einen wurde ich durch eine Vielzahl anderer Dinge davon abgehalten, und zum anderen gestaltet die ganze Sache sich weitaus schwieriger, als ich angenommen hatte. Mit Logik und Sachverstand komme ich gegen dieses Chaos sehr viel schlechter an als erwartet.
Aber vielleicht liegt es auch daran, dass sich das mit der Zeit zu legen scheint und es mir insgesamt besser geht.

Nunja, die ganze Sache wird trotzdem durchgezogen. Aber vorerst, als Einschub, eine kleine KG, die ich vor wenigen Tagen spontan geschrieben habe. Nichts Weltbewegendes, aber zumindest kommt die Lust am Schreiben nach der ganzen Sache langsam wieder zurück.

Bitte.

- -

Die Krone der Evolution

Sind Sie schon einmal abends auf dem Nachhauseweg stehen geblieben, um einen Betrunkenen zu beobachten, der sich auf dem Boden wimmernd in seinem eigenen Erbrochenen windet, während zwei andere nicht minder Betrunkene lachend um ihn herumtorkeln und an dem Versuch scheitern, ihm wieder auf die Beine zu helfen?

Haben Sie sich schon einmal die Zeit genommen, zu zählen, wie viele Menschen in teuren Anzügen und mit gekaufter Liebe im Arm wortlos an Bettlern vorbeigehen, die flehend ein Foto ihrer Familie hochhalten?

Haben Sie schon einmal beobachtet, wie gleichgültig ihre Mitmenschen auf Nachrichten über Selbstmordanschläge mit mehreren Toten und Schwerverletzten reagieren und sich dann dem sinnentleerten Abendprogramm zuwenden?

Sind Sie schon einmal schweigend in der Nähe gestanden, als Mitmenschen jemand anderen verbal und mitunter sogar körperlich drangsaliert haben?

Haben Sie schon einmal einen Bericht im Fernsehen gesehen, über einen Jugendlichen, der seine Mutter krankenhausreif geschlagen hat?

Sind Sie schon einmal im Internet auf eine Seite gestoßen, in der reale Vergewaltigungsszenen, von Überwachungsvideos oder Mittätern gefilmt, als Pornographie vertrieben werden?

Haben Sie schon einmal zugesehen, wie der Fahrer eines Schneeräumers über die Bordsteinkante gelenkt hat, um eine über die Straße rennende Katze noch zu erwischen?

Haben Sie schon einmal mit angehört, wie sich jemand über die Schäden an seinem Auto aufgeregt hat, während das Tier, das er überfahren hat, keine zehn Meter entfernt lag?

Waren Sie schon einmal anwesend, als erwachsene Menschen sich an Bildern von zerfetzten Menschen aufgegeilt haben?

Haben Sie schon einmal in einer Fernsehdokumentation mit angesehen, wie ein lebender Hund an den Hinterbeinen die Straße hinuntergezerrt und in eine Müllpresse geworfen wurde, weil er unerwünscht war?

Haben sie schon einmal ein Video gesehen, in dem einem amerikanischen Soldaten von Extremisten der Kopf mit einem Küchenmesser sorgfältig langsam abgeschnitten wird?

Haben Sie aufgepasst, wie lange er geschrien hat?

Haben Sie bemerkt, wie gleichgültig seine Mörder darauf reagiert haben?

Haben Sie sich schon einmal den zweifelhaften Spaß erlaubt, die Kriege zu zählen, die aus bloßer Gier um Macht geführt wurden, gleichgültig wie viele Menschen dabei zugrunde gehen?

Haben Sie schon einmal Bilder gesehen, in denen nackte Leichen zu meterhohen Haufen vor den Häusern gestapelt worden sind?


Und haben Sie bemerkt, wie wir uns selbst nennen?


Die Krone der Evolution.