Donnerstag, 19. Februar 2009

Wir schaffen uns einen neuen Eden - Schritt 1: Vergessen, Schritt 2: Analysieren

Ich denke, wir sind uns einig, dass ich ein verlogenes Arschloch bin und die Sache hier ziemlich habe schleifen lassen.
Gut, allein diese Feststellung ist momentan schon Einiges wert.

Denn jetzt kommt etwas, das als Selbststudie und hoffentlich für einige wenige, die vielleicht wirklich mal hier lesen, interessant werden könnte.

Die Ausgangssituation ist Folgende: Ich habe Depressionen. Schon seit langer Zeit, was ich auch mal ganz nebenbei als Vorwand benutzen könnte, dass ich in vielem, was ich mir vorgenommen habe, sehr inaktiv geworden bin. Und wir alle kennen ja den tollen Spruch, dass alles erst immer schlimmer wird, bevor es besser wird.
Es ist schlimmer geworden.
Und jetzt wird es wieder besser.
Viel weiter will ich hier jetzt auch nicht darauf eingehen.

Zumindest bin ich jedoch wieder aus dem Loch des totalen Zusammenbruchs heraus und fähig, auf einer menschenmöglichst objektiven Ebene über mich selbst zu reflektieren - eine Fähigkeit, die mir in den schlimmeren Zeiten der Depression komplett verloren gegangen ist. Wenn ich dramatisch wäre, könnte ich sagen, ich stehe vor den Trümmern meines eigenen Selbst.
Aber ich bin nicht dramatisch.
Deshalb formuliere ich hier einfach eine Tatsache als Ausgangslage, die mir heute klar geworden ist und mich ziemlich getroffen hat:
Ich habe große Schwierigkeiten, mir selbst die Frage zu beantworten, wer ich bin und was meine Ziele sind. Ich saß die letzten eineinhalb Stunden in meinem dunkler werdenden Zimmer, habe darüber nachgedacht, und ich bin absolut unfähig, mir diese Frage zu beantworten. In meinem Kopf herrscht eine ziemliche Gedankenflut mit derartigen Konflikten, dass ich mich wie innerlich zerrissen fühle und gar nicht mehr weiß, wie ich mich mir selbst und anderen gegenüber verhalten soll. Vieles davon ist zu persönlich, als dass ich es hier schreiben würde, aber ich nehme mal ein simples Beispiel:

Position 1: Ich hasse die Menschheit und die Gesellschaft, die mir beide als globale Plage erscheinen.
Position 2: Ich werde wohl als Mensch nie umhin kommen, einzelne andere Menschen sympathisch zu finden. Das ergibt sich eben.

Daraus resultieren Fragen. Fragen wie "Wie soll ich mich anderen gegenüber verhalten? Gibt es für mich persönlich einen Kompromiss, den ich akzeptieren kann? Muss ich mich nicht im Grunde selbst hassen und mögen, weil ich ein einzelner Mensch und doch Teil der gesamten Gesellschaft bin?"
Interessante Fragen, die ich momentan aus dem Stegreif nicht beantworten kann.

Deshalb habe ich mir selbst vorgenommen, mich in den Ferien intensiv darum zu kümmern, diese Fragen und viele mehr zu beantworten, während andere Menschen kostümiert und dämlich grinsend durch die Straßen rennen und sich zulaufen lassen. Ich werde aufschreiben, welche Positionen sich in meinem Kopf gegenüberstehen, ich werde meine Ziele aufschreiben, ich werde mich selbst gewissermaßen analysieren und so versuchen, endlich wieder ein halbwegs intaktes "Ich" zusammenzuschustern, das mir durch die Depression irgendwie abhanden gekommen zu sein scheint.

Nehmt es als eine Art "Selbstfindung", wenn man so einen abgetakelten Begriff verwenden will. Und ich denke, ich werde nicht in der Lage sein, all diese Gedanken wirklich wieder zu ordnen und meinen Kopf frei zu bekommen, wenn ich sie nicht schriftlich festhalte.

Das hier wird mehr ein Logbuch mit Zwischenberichten, wie's gerade läuft. Vieles, das zu persönlich ist, wird niemals hier erscheinen. Warum ich es trotzdem hier als Beitrag reinsetzte? Zum einen, weil ich mir gerade eben damit selbst klar gemacht habe, wie ich vorgehe und was mein Ziel bei der Sache ist.
Zum anderen bin ich eine Attention Whore.

Wir fangen an mit den ersten beiden Schritten, die ich über das Wochenende und vielleicht darüber hinaus betreiben werde:

Schritt 1: Vergessen - Vergessen, wer ich vorher war, Vorurteile, altes Gedankengut, an dem ich festgehalten habe und das mir überholt scheint...einfach vergessen und mich darauf konzentrieren, was jetzt ist.

Schritt 2: Analysieren - Mich selbst erkennen, die Gedanken aufschreiben, die sich in meinem Kopf scheinbar unvereinbar gegenüberstehen, erst einmal in der Form einer bloßen Bestandsaufnahme, alles Weitere kommt später.

So viel dazu, mehr in den folgenden Tagen.